Reiseland Bulgarien

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Meine Inspiration ist die Natur und das ungewöhnliche Wetter

Interview mit Evgeni Dinev

Egeni Dinev Fotograf

“Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen,
Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge”.

Wilhelm Busch

Der Fotograf Evgeni Dinev ist für mich ein glücklicher Mensch. Ein Künstler, der mit seiner Kamera die Schönheit und Einzigartigkeit der “kleinen Dinge” fängt, wiederentdeckt und sie in ihrer ganzen Anmut und Einmaligkeit, quasi als Unikate, aufbewahrt und präsentiert.

Nach dem ersten Teil seiner wunderbaren (virtuellen) Foto-Ausstellung bei Reiselandbulgarien, wollen wir unseren Lesern noch ein Interview mit ihm vorstellen, in dem der junge bulgarische Künstler von seiner Liebe für die Fotografie, seiner Inspiration und seiner Heimat erzählt.

Domlyan Dam Bulgarien

Was ist das Besondere, wenn man auf die Welt durch das Kamera-Objektiv schaut?

Fotografie ist, durch die Augen eines Menschen in einem besonderen und durch das Foto verewigten Augenblick zu sehen. Die Straße, die ich jeden Tag hinuntergehe, kann das banalste Stück Alltag sein, doch ein Foto von ihr kann in mir Erinnerungen wecken oder mir Dinge zeigen, auf die ich sonst nie aufmerksam geworden wäre.

Wie ist bei Dir die Liebe für die Fotografie entstanden?

Die Liebe zum Fotografieren habe ich noch in meiner Kindheit entdeckt. Meine ersten Fotos habe ich mit dem Zenith meines Vaters gemacht, und die Filme habe ich danach selbst entwickelt.

Ernsthafter beschäftige ich mich mit Fotografie erst seit vier Jahren, als – wie sagt man? – ambitionierter Hobby-Fotograf. Die anspruchsvolle Fotografie kann eine ziemlich teure Angelegenheit werden — neben einer anständigen Spiegelreflexkamera braucht man Objektive, die noch ein Mehrfaches davon kosten, man braucht Geld und vor allem viel Zeit, etwa zum Reisen. Dies kann ein Hobby-Fotograf mit seinen Bildern finanziell erstmal nicht ausgleichen. Aber es ist die Leidenschaft, die uns Hobby-Fotografen antreibt, doch dran zu bleiben.

Meine Reisen veröffentliche ich in Form von Foto-Stories auf meinem Blog, die Bilder, die mir besser gefallen, stelle ich in meiner Online-Fotogalerie Seen In My Camera aus oder in Foto-Foren im Internet.

Bakarlaka Bulgarien

Ist die Fotografie eine Kunst und warum?

Kunst kann alles sein und Kunst kann alles werden, was man mit Hingabe und Begabung macht. Auch wenn die Fotoaufnahme nur eine der Funktionen eines Handys ist, es wird sich jemand finden, der daraus eine Kunst macht.

Und genauso wie nicht jedes gemalte Bild ein Meisterwerk wird, wird auch nicht jedes Foto ein Kunststück. Die Quantität und die Geschwindigkeit, mit der Fotos entstehen, ist natürlich unvergleichbar. Doch, auch wenn es auf einer Flash-Karte Platz für Tausende Bilder gibt, ist dies keine Garantie, dass auch nur eines davon taugt.

Das Foto wird nicht von der Kamera gemacht, sondern von dem Menschen dahinter. Die Technik ist nur ein Instrumentarium — genau wie die Pinsel für den Maler. Und das Licht ist wie die Farben für den Maler. Insgesamt, die Messlatte dafür, eine Aufnahme als Kunst zu bezeichnen, liegt ziemlich hoch.

Belogradchik Rocks/Felsen Bulgarien

Welche persönliche und/oder künstlerische Position willst Du durch die Fotografie zum Ausdruck bringen?

Ich liebe es, die Natur zu fotografieren. Besonders mag ich die verborgenen Ecken unseres Landes. Hier um meine Stadt herum gibt es viele sehr interessante Orte und Landschaften, die den meisten Fotografen unbekannt sind. Zum Beispiel um die Burgas Seen oder die Hügel nördlich zum Balkan- oder südlich zum Strandja-Gebirge, die Buchten bei Kraimorie oder die bröckelige Küste um Sarafovo. Gewöhnlich sind das schwer zugängliche und manchmal recht unwirtliche Gegenden, die nur von wenigen Menschen besucht werden.

In Bulgarien gibt es sehr viele Natursehenswürdigkeiten, die für mich eine unerschöpfliche Quelle für Inspiration und Bildmotive zu jeder Jahreszeit sind. Ich weiß gar nicht, ob mir dieses eine Leben reicht, um alle Orte zu bewandern, die ich mir schon vorgemerkt habe.

Atia Bulgarien

Hast Du Lieblingsthemen und -motive?

Mir gefällt das Wasser. Ich liebe es, Seen zu fotografieren, Flüsse, das Meer… Sehr früh morgens oder abends vor Sonnenuntergang ist das Licht besonders reich an Farben. Dann entstehen schöne Fotos. In meinen Bildern achte ich auf “Führungslinien”, ich mag Objekte im Vordergrund… Aber ich glaube, ich fange gerade damit an, zu entdecken, welche meine Lieblingsmotive sind.

Welche Situationen und Objekte inspirieren Dich am meisten?

Die Natur und das ungewöhnliche Wetter inspirieren mich stark. Oft fahre ich zu fernen Orten, zu Naturschutzgebieten, zu Reservaten, wo es auf den ersten Blick nicht so viel Ungewöhnliches zum Fotografieren gibt. Ich wandere aber lange umher, ich suche geduldig nach interessanten Details, nach dem “gewissen Etwas”, nach einer besonderen Perspektive oder Lichtverhältnissen. Und manchmal finde ich sie und kann sie mit meiner Kamera festhalten.

Ich trage immer meine komplette “Ausrüstung” mit — die Objektive, das Stativ… Ich stehe sehr früh auf (auch wenn es mir manchmal schwer fällt), steige ins Auto und fahre los. Irgendwohin. In den frühen Morgenstunden sehen die Landschaften anders aus. Ein am Tag völlig unspannender Ort kann vor Sonnenaufgang einfach unbeschreiblich schön sein. Die Aufnahmen zu dieser Tageszeit gelingen gleichwohl schwieriger, aber die Mühe kann sich lohnen.

Meteora Bulgarien

Du und der Fotografie — wie sieht die Zukunft aus?

Seitdem ich mit dem Fotografieren angefangen habe, wird meine Begeisterung und mein Wunsch, weiterzumachen, immer nur noch größer. Es motiviert mich außerdem ungemein, dass viele Menschen mit mir Kontakt aufnehmen und Bilder von mir für Zeitschriften, Kalender, Webseiten oder auch privat nutzen oder kaufen wollen. Eins ist sicher — ich mache weiter.

Lahna Cape

Welchen Platz nimmt Bulgarien in deinen Werken ein?

Bulgarien ist die Nummer Eins. Ich kenne es gut, ich habe viele feste Pläne und Vorstellungen, was, wen und wo ich fotografieren möchte. Mit größtem Vergnügen würde ich auch unsere Nachbarländer besuchen: Montenegro, Albanien, Griechenland, die Türkei… Hätte ich natürlich die Mittel und die Zeit. Ach… hätte ich die Mittel und die Zeit, würde ich gar nicht aufhören, durch die Welt zu reisen.

Wovon träumst Du?

Von der ganz pragmatischen Seite her träume ich von einer Menge technisches Equipment, einer besseren Kamera, noch hochwertigeren Objektiven etc.

Sonst, wenn ich im Büro bin, so zu sagen “geschlossen in einem Raum”, während da draußen ein wunderschönes Wetter ist, träume ich davon, alles liegen zu lassen und in die Rodopen zu fahren. Zum Fotografieren.

Das ist wieder einmal ein vorerst unmöglicher Traum. Aber, wer weiß, eines Tages kann aus meinem Hobby eine professionelle Beschäftigung entstehen. Dann wären meine Träume real.

Außerdem träume ich davon, die entferntesten Orte der Erde zu bereisen, die “Edge of the World” wie bei Art Wolfe. Zum Beispiel Tansania, Kamchatka, Alaska, Patagonien, die südlichsten Inseln im Pazifischen Ozean. Ich will alle diese faszinierende Orte besuchen, die auf National Geographic oder Discovery Channel gezeigt werden. Ja, die Natur ist wirklich eine Leidenschaft von mir.

Das Interview hat Natalia Nikolaeva von der bulgarischen Webseite und Art-Magazin Public Republic im November 2007 geführt.

Hier finden Sie den zweiten Teil unserer virtuellen Ausstellung von Fotografien von Evgeni Dinev — eine faszinierende Foto-Reise durch Bulgarien.

Red Water

Evgeni Dinev ist am 06.07.1976 in Burgas geboren. Er hat Magister-Titel an der Technischen Universität in Sofia (”Automatics and Systems Engineering”), lebt in Burgas, hat zwei Kinder. Hauptberuflich ist er als Freelance-Web-Designer tätig, während die Fotografie sein leidenschaftliches Hobby ist.

Evgeni liebt die Literatur: von Dostojewski bis Stephen King hat er viele Lieblingsautoren.

Er hört gerne Rock, besonders Progressive Rock: Unter den neueren Bands, die ihm gefallen, sind The Feeling, Interpol, Kings of Leon, Maximo Park und viele andere.

Er ist auch Fan der klassischen Musik, von Schostakowitsch, Prokofjew, Strawinski.

Unter den Malern oder den Fotografen möchte oder könne er keine konkreten Vorbilder nennen. Er hat eine große Sammlung an (fremden) Fotos, besonders in den Foto-Foren und Foto-Sharing-Seiten im Internet, von denen er lernt und in denen er Inspiration sucht.

Bilder: Evgeni Dinev

Kategorien: Frontpage · Sehenswürdigkeiten und Kultur

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