Autor: Galya Veleva
Übersetzung: Dessilslava Berndt
Im Dorf Mirkovo haben Freunde ein Rosenfeld und laden uns zur Rosenernte ein.
Um drei Uhr morgens fahren wir von Sofia los, versorgen uns mit Gummistiefeln, alten Jacken, Lederhandschuhen, Säcken, Beuteln, Wasser und gegen fünf Uhr sind wir bereits auf dem Feld.
Bis zum Sonnenaufgang bleiben noch zwei Stunden, aber zum Arbeiten ist es hell genug. Mit Enthusiasmus fangen wir an und mit den ersten Sonnenstrahlen haben wir bereits einen Beutel mit Blüten gepflückt, und das sind ca. 3-4 kg.
Hier erfahre ich zum ersten Mal in meinem Leben, dass nicht nur die Rosenblätter, sondern auch die ganze Blüte zusammen mit der Knospe gepflückt wird. Es stellt sich heraus, dass das berühmte Rosenöl genau in dieser Knospe verborgen ist.
Mit Bodenerwärmung erhebt sich ein Dunst und wir tauchen in ein mystisches Märchen ein, aber die Dornen der Rosen führen uns schnell zur Realität zurück.
Es verbreitet sich ein herrliches Aroma, das nichts mit den in meiner Kindheit so bekannten Muskalcheta (kleine Fläschchen) mit Rosenöl zu tun hat. Dieses Aroma ist viel angenehmer und betäubender.
Die Beutel am Rücken werden schwerer und mit dem Tagesfortschritt wird es immer schwieriger. Die Blüten werden klebrig und die Finger werden mit der aromatischen Klebemasse bedeckt. Die Handschuhe erweisen sich als eine schlechte Variante und sind seit langem ausgezogen. Wir pflücken mit Händen und passen auf, damit wir kein Nest mit Wespen oder Bienen „mitpflücken“.
Die gepflückten Blüten werden in großen Säcken gefüllt, die ganz dicht gebunden werden sollen, damit die Feuchtigkeit der Rosen nicht verdunsten kann.
Elf Uhr nähert sich und wir haben nicht mal die Hälfte geschafft. Die Sonnenstrahlen lassen die Blüten – wie mit einem Zauberstab – buchstäblich für Minuten aufgehen. Du hast zwar gewissenhaft gepflückt, aber wenn du dich umdrehest sieht es so aus, als ob du gar nicht angefangen hattest.
Immer öfters schauen wir zum Weg in der Hoffnung, dass die versprochenen Helfer, die auf einem anderen Feld arbeiten, erscheinen.
Endlich… sie kommen.
Sie verteilen sich in den noch nicht gepflückten Reihen und beginnen geschickt zu pflücken.
Und ich war auch dort… und habe gepflückt…
06.06.2009
Der Artikel ist zuerst auf der Seite des Internet Kulturmagazins public-republic.de am 07.09.2009 erschienen
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