Reiseland Bulgarien

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Zwischen dem Mystischen und dem Realen

Wo ist die Grenze zwischen dem Mystischen und dem Realen? Man sagt — nur in unserem Wissen. Man sagt, wenn sich die Menschen gewisse Naturphänomene nicht (wissenschaftlich) erklären können, verbinden sie sie mit übernatürlichen Kräften.

Von Generation zu Genration werden Legenden von Heilquellen überliefert, von Orten mit einer mystischen Wirkung, von geheimnisvollen Ritualen. Alles nur Unwissen? Der aufgeklärte Städter begegnet diesen Geschichten mit gehöriger Skepsis, mit Distanz. Ich auch. Und trotzdem, hatte ich eine - wie soll ich sagen - “mystische Begegnung” mit meinem Unwissen, mit dem, was Unerklärlich bleibt — auch nicht, wenn wir es aus irgendeinem pseudo-wissenschaftlichen Bedürfnis mit Worten wie “bio-energetisches Feld” oder ähnliches umschreiben.

Es war alles so einfach, so beschaulich und doch so kraftvoll: Ich habe vor kurzem den Ort Bogoroditchna Stapka (Богородична стъпка, “Spur, (Fuß-)Abdruck der Heiligen Maria”) besucht…

Die Ortschaft Bogoroditchna Stapka befindet sich am Südhang von Elenska Sredna Gora (”Sredna Gora” kann als “Mittelgebirge” übersetzt werden, ein Gebirge südlich von Stara Planina, dem Balkangebirge, geografisch tatsächlich ziemlich genau in der Mitte Bulgariens gelegen). Bis nach Stara Zagora (Стара Загора, auch: Stara Sagora, mittelgroße Stadt in Bulgarien) sind es 12 km. Von der Herberge Schtastlivzite (”Die Glücklichen”, Щастливците) führt ein schmaler, aber mit Auto befahrbarer Weg hinauf, den wir zu Fuß gegangen sind.

Dem Besucher eröffnet sich dabei eine wunderschöne Landschaft, er kann die “kristall-klare” Gebirgsluft atmen, während er langsamen Schrittes den steinigen Hang hinauf läuft. Die Legende erzählt, dass die Heilige Muttergottes hier vom Himmel heruntergestiegen ist, um einem leidenden Menschen zu helfen. Dort, an einem riesigen Felsen, hat sie mit ihrem Fuß eine Mulde wie einen steinernen Abdruck, hinterlassen, die stets voll mit Wasser ist.

Die Mulde, der Abdruck

Neben des “Abdrucks” liegt ein riesiger Stein-Sarkophag. In der umliegenden Gegend sind noch einige solcher Sarkophage gefunden worden.

Felsenspalte

An der Stelle ist vor sechs Jahren eine kleine Kapelle (Paraklis) erbaut. Von einem alten, 77-jährigen Mensch, nur mit “gutem Willen und Glauben”. Durch kleine Spenden sammelte man Mittel für die Bemalung der Kapelle, für Ikonen und eine bescheidene Ausstattung. Wir folgten dem Ritual und zündeten auch Kerzen an.

Die Kappelle, Ritual

Neben dem Felsen lassen die Gläubigen kleine Gegenstände zurück, Stückchen ihrer Kleidung, einen Tuch, Knopf, kleine symbolische Stückchen von sich, weil sie glauben, sich so von ihrem Leiden und Kummer zu befreien. In der Nähe befindet sich eine Felsenspalte — wer durch ihr geht, dem werden seine Sünden verziehen.

Ikone Wandmalerei Kapelle

Die Kapelle, Heilige Maria

Vor dem Rückweg nahm ich noch kleine Steine mit — für mich und für meine Freunde in der Stadt. Und während wir die steile Strasse nach unten gingen, fühlte ich in meiner Hand, in der ich die Steine hielt, eine seltsame und lebendige Wärme, die bald mein ganzes Körper durchfloss. Eine seltsame, gute Energie, die mich von innen ausfüllte. Wie ein neues Leben, das in mir erwachte … nein, mein eigenes altes Leben war es, nur es fühlte sich an, als wäre es aus einem erfrischenden Schlaf geweckt, als würde es die Augen aufmachen und fröhlich den Morgen begrüssen.

Und dann dachte ich: Die Grenze zwischen dem Mystischen und dem Realen ist der Glauben.

Kategorien: Frontpage · Sehenswürdigkeiten und Kultur

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